'Zeitenwende' - Gefahren und Chancen

EKiBa: Jahresempfang der Bischöfe zur Rolle der Kirche in der Krise

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Beim Jahresempfang des Foyers Kirche und Recht für das Bundesverfassungsgericht, den Bundesgerichtshof, die Bundesanwaltschaft und die Rechtsanwälte beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe sprachen die TeilnehmerInnen über die aktuelle Krisenstimmung unserer Gesellschaft. Der Kirche komme hier eine wichtige Rolle zu.

Krieg in Osteuropa, Coronavirus, steigende Lebenserhaltungkosten: Beim Jahresempfang des Foyers Kirche und Recht für das Bundesverfassungsgericht, den Bundesgerichtshof, die Bundesanwaltschaft und die Rechtsanwälte beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe haben die Redner*innen den Fokus auf die aktuellen Krisen und die in diesem Zusammenhang ausgerufene „Zeitenwende“ gelegt.

Hauptredner Prälat Dr. Karl Jüsten, Leiter des Katholischen Büros in Berlin, hob dabei die Rolle der Institutionen hervor, „sachlich begründet und ethisch fundiert zu den Veränderungsprozessen Stellung zu nehmen“. Zugleich müssten die Institutionen „eigene Positionen selbstkritisch in Frage zu stellen“, sagte Dr. Jüsten vor den leitenden Juristinnen und Juristen sowie kirchlichen Vertretern, darunter der Freiburger Erzbischof Stephan Burger und die Landesbischöfin der Evangelischen Landeskirche in Baden, Prof. Dr. Heike Springhart.

Gerade die Kirche könne dabei auf ein Langzeitgedächtnis zurückgreifen, „in dem die Erinnerung an viele Zeitenwenden, an viele Erfahrungen der Menschheit und das christliche Ethos bewahrt ist“, sagte Dr. Jüsten. Es genüge aber nicht, das Bestehende schlicht zu bewahren. Vielmehr müsse sich die Kirche immer wieder auf den Kern ihrer Botschaft besinnen, wenn ihre Lehre für die Menschen bedeutsam bleiben soll.
 
Bettina Limperg, Präsidentin des Bundesgerichtshofs forderte dazu auf, die „Gleichgültigkeit, die vor allem in fehlender Selbstbetroffenheit ihre Ursache hat“, zu überwinden. „Zeitenwende, das hieße auch den eigenen Komfort in Frage zu stellen angesichts des unerträglichen Leids in anderen Bereichen der Welt, Zeitenwende hieße, unseren immer noch unermesslichen Reichtum endlich zu teilen; Zeitenwende hieße, unsere Errungenschaften der demokratischen Kultur und der Ideen des Rechtsstaates vehementer zu verteidigen und nicht müde zu werden, dafür einzustehen und zu kämpfen“, sagte Bettina Limperg. So ergibt sich laut Bettina Limperg „ein radikal neuer Blick, weg von der Selbstreflektion, hin zu einer Reflexion des WIR. Es wäre die Ausrufung der radikalen Botschaft des christlichen Glaubens, die ihre politisch weltlichen Pendants finden muss.“
 
Landesbischöfin Prof. Dr. Springhart betonte: „Wir alle hier leben vom Überschuss der Hoffnung. Die Hoffnung auf Gerechtigkeit ist der Motor für die Arbeit der Gerichte. Der Überschuss der Hoffnung lässt uns auch in diesen Tagen in aller Klarheit sehen, dass Frieden auf Dauer nicht mit Mitteln des Krieges zu erreichen ist.“ Christen leben demnach vom Überschuss der Hoffnung darauf, dass die Zeitenwende längst hinter uns liege und die Menschen auf die große Zeitenwende, die sich mit dem Reich Gottes verbinde, noch zugehen. „Diese wird konkret: darin, dass Geschundene Heilung erfahren, dass Armen Gerechtigkeit widerfährt und dass das Recht blühe wie Wasserströme“, sagte die Landesbischöfin.


Quelle: EKiBa