Evangelische Friedensarbeit warnt vor Umweltschäden durch Krieg

Workshop bei ÖRK-VV: Militär hat gravierende Auswirkungen auf Klima

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Das Militär hat gravierende Auswirkungen auf den Klimawandel, nicht nur im Krieg, sondern auch in Friedenszeiten. Darauf machte ein Workshop der Evangelischen Friedensarbeit im Rahmenprogramm der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe im Zentrum für Frieden und Gerechtigkeit aufmerksam.

Kriege hinterlassen verbrannte Erde, Munitionsreste lagern noch lange nach Kriegsende auf dem Meeresboden oder auf Landflächen, Militärfahrzeuge verbrauchen Unmengen an Treibstoff, auch in Manövern: „Es ist die Aufgabe der Kirche, die Welt zu erhalten und die Schöpfung zu bewahren. Darum müssen wir noch mehr auf dieses Problem aufmerksam machen“, forderte dabei Pfarrer Dr. John C. Dorhauer, General Minister und Präsident der US-amerikanischen United Church of Christ (UCC), in Karlsruhe. Und Michael Kettelhoit, Referent bei der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK), der sich schon lange mit dieser Thematik befasst, machte deutlich: „Gerade die Kirchen können nicht nur mit der Politik, sondern auch mit den Menschen ins Gespräch kommen und für diese Thematik sensibilisieren.“

Das Militär gehört zu den größten CO2-Emittenten weltweit. Es ist ein Aspekt beim Klimawandel, der nur wenig in den Blick genommen wird, meinte Daniel Untch vom Zentrum Oekumene der Evangelischen Kirche in Hessen-Nassau und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, der die Veranstaltung moderierte. „Schon während eines Krieges sind die Folgen für das Klima immens“, mahnte Michael Kettelhoit. Panzer und Flugzeugen würden riesige Mengen an Treibstoff verbrauchen, Öltanks würden in Flammen aufgehen bei Angriffen. Und nach dem Krieg seien große Flächen, die dringend benötigt würden, nicht mehr zu nutzen, mahnte der EAK-Referent. Sei es durch Kriegsschäden, durch Minen oder kontaminierte Böden. „Und die Überreste des Krieges belasten noch Jahrzehnte Menschen und Umwelt“, fügte er hinzu und verwies auf Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg, die nach Kriegsende in der Nord- und Ostsee versenkt wurden und nun drohen, Schäden anzurichten.

Aber auch der Wiederaufbau nach einem Krieg bleibe nicht ohne Folgen, meinte Michael Kettelhoit: „Es gibt Berechnungen, wonach ein Wiederaufbau in Syrien zu 22 Millionen Tonnen an CO2-Emmissionen führen wird.“ Und in Friedenszeiten führten Manöver, oft auch mit der Beteiligung zahlreicher Staaten, zu Umweltschäden. „Doch das alles spielte in den großen Klimaabkommen wie Kyoto 1997 oder 2015 in Paris keine oder nur eine geringe Rolle“, bedauerte der EAK-Referent. „Das Militär gehört zu den großen Klimasündern“, unterstrich auch John Dorhauer nachdrücklich. Die Vereinigten Staaten würden weltweit mehr als 700 Militärbasen unterhalten. „Allein deren Versorgung verursacht Umweltschäden“, betonte er.

Allein 1,2 Milliarden Tonnen Treibhausgase hätten die Kriege in Afghanistan und im Irak verursacht. Und aktuell in der Ukraine stünden Ölfelder in Flammen und die Infrastruktur werde zerstört. „Die USA verfügen über 5200 Militärflugzeuge. Jedes dieser Flugzeuge verbraucht in der Stunde 23.000 Gallonen an Treibstoff“, erläuterte der UCC-Präsident. Eine Gallone entspricht in etwa vier Litern. Dorhauer verwies aber auch auf die Nukleartests, die für großes Leid und für immense Schäden gerade im Pazifik gesorgt hätten. „In den USA sind sich sicher viele dieser Problematik bewusst, auch in der Regierung. Doch mit Hinweis auf das Sicherheitsbedürfnis der USA und auch die wirtschaftliche Bedeutung der Rüstungsindustrie wird dieses Thema nicht angefasst“, bedauerte der UCC-Präsident.

Was könnte hier die Aufgabe und die Rolle der Kirchen sein? „Wir müssen in unseren Gottesdiensten, in unseren Veranstaltungen, in der Gesellschaft immer wieder über dieses Thema reden und darauf aufmerksam machen“, war John Dorhauer überzeugt. Und gerade auch unter Jugendlichen sei eine verstärkte Friedensbildung nötig. „Doch das ist ein langer Weg“, befürchtete der Präsident der UCC. „Und trotzdem sollten wir damit starten“, unterstützte ihn darin Michael Kettelhoit nachdrücklich. Denn: „Wir brauchen hier die Menschen, um etwas zu ändern“, war er überzeugt. Und beide betonten auch, dass gerade die Vollversammlung des ÖRK hier auch ein gutes Forum für ein solches Thema sei. „Hier können die Kirchen aus aller Welt ins Gespräch kommen, dieses Thema aufgreifen und dann zu Hause weitertragen“, so John Dorhauser.


Quelle: Konferenz für Friedensarbeit im Raum der EKD