Die Union Evangelischer Kirchen in der Evangelischen Kirche in Deutschland (UEK) und die Marienkirche Gdańsk haben sich darauf verständigt, in den kommenden Jahren das Eigentum an dem sogenannten „Danziger Paramentenschatz“ von der UEK auf die Marienkirche Gdańsk zu übertragen und die Paramente an ihren Herkunftsort zurückkehren zu lassen. Eine entsprechende Absichtserklärung haben beide Seiten im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Hannover unterzeichnet.
Die aus der Marienkirche Gdańsk stammenden spätmittelalterlichen liturgischen Textilien waren am Ende des Zweiten Weltkriegs von Mitgliedern der damals evangelischen Marienkirchengemeinde zum Schutz vor Kriegsschäden auf die Flucht mitgenommen worden und zu großen Teilen nach Westdeutschland gelangt. Hier wurden sie zunächst in der Marienkirche Lübeck zusammengeführt und von der Evangelischen Kirche der Union (EKU; heute: UEK), als Rechtsnachfolgerin der untergegangenen Evangelischen Marienkirchengemeinde Danzig dauerhaft an das St. Annen-Museum Lübeck ausgeliehen. Ein kleiner Bestand wird im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg aufbewahrt. Einzelne Paramente sollen als Leihgaben der Marienkirche Gdańsk auch künftig in Lübeck und Nürnberg ausgestellt werden.
„Stadt und Erzbistum Gdańsk freuen sich sehr, dass nach dem Dreifaltigkeitsaltar, der seit 2020 nach über siebzig Berliner Jahren wieder in der Marienkirche Gdańsk steht, demnächst auch der Paramentenschatz nach Hause kommt“, sagte der Erzbischof Tadeusz Wojda bei der Unterzeichnung des Letter of Intent im Kirchenamt der EKD. Der UEK-Vorsitzende Kirchenpräsident Volker Jung hob den Geist der ökumenischen und der polnisch-deutschen Freundschaft hervor, in dem die Danziger Partner die Initiativen der UEK schon beim Dreifaltigkeitsaltar und nun bei den Paramenten aufgenommen hätten.
Als Pfarrer der Marienkirche Gdańsk erinnerte Prälat Ireneusz Bradtke an die katholisch-evangelische Vergangenheit der Marienkirche Gdańsk und an die daraus folgende gemeinsame Verantwortung. Die Ratsvorsitzende der EKD, Präses Annette Kurschus, die in der EKD für die deutsch-polnischen Beziehungen zuständig ist, und Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber, die als Vizepäsidentin des Kirchenamtes der EKD den Amtsbereich der UEK leitet, erhoffen sich positive Wirkungen des Vorhabens auf die zwischenkirchlichen und zwischenstaatlichen Beziehungen. Als Generalkonsulin der Bundesrepublik Deutschland in Gdańsk lobte Cornelia Pieper die Vereinbarung: „Das ist ein großartiges Beispiel für zivilgesellschaftliche Initiativen, die die deutsch-polnische Freundschaft voranbringen und vertiefen.“