Gleichzeitig wurde Tobias Treseler, der 12 Jahre als Theologischer Kirchenrat Mitglied der Kirchenleitung war, aus diesem Amt verabschiedet. In seiner Predigt über die Berufung des Matthäus (Mt 9, 9-13) nahm Treseler angesichts des „Kleiner-Werdens“ die Weiterentwicklung der Lippischen Landeskirche in den Blick: „Ich bin überzeugt, wir sind gerufen und berufen. Dieser Berufung versuchen wir in zahllosen Besprechungsformaten, diversen Formulierungsversuchen, synodalen und anderen kirchenleitenden Beschlüssen zu entsprechen. Mit der Entwicklung und gelegentlich Reparatur unseres kirchlichen Systems sind wir stark beschäftigt.“
Seiner Wahrnehmung nach brauche es aber eine Leerstelle, damit wirklich Neues werden könne: „Der Leere Raum ist ein bedeutsamer Moment in einem kreativen Prozess. Das ist der Moment, in dem ich zulasse und aushalte, dass mir nichts mehr einfällt. Das ist die Zeit, in der ich keine Lösungen parat habe. In dem Moment gestehe ich mir zu, nicht zu wissen, was ich machen soll. Schmerzhaft nehme ich eine Form von Kontrollverlust wahr.“ Wer so einen Moment erlebe, wolle mit aller Macht herauskommen: „Meiner Wahrnehmung nach ist die andauernde kirchliche Selbstbeschäftigung ein über unsere Kräfte hinausgehender Versuch, diese Leere selbst füllen zu wollen oder zu müssen, weil wir ja gerufen sind“, so Treseler und wünscht sich für das zukünftige Handeln der Kirche: „Die Leere, die Stille, vielleicht auch den Schmerz, mal eine Weile wahrzunehmen, auszuhalten und nicht sofort in Geschäftigkeit auszubrechen. Darauf vertraue ich, dass die Geistkraft Gottes dann einsickert, wächst, kreativ wird.“
Landessuperintendent Dietmar Arends dankte dem scheidenden Kirchenrat und hob die große Bandbreite an Aufgabenbereichen hervor, die Treseler als Dezernent begleitet und verantwortet hat – unter anderem den gesamten Bildungs- und Beratungsbereich, den Bereich Kirche und Schule, die Öffentlichkeitsarbeit oder auch die Kirchenmusik. Dementsprechend wurde der Gottesdienst in besonderer Weise musikalisch umrahmt von der Marienkantorei Lemgo, der Kantorei der Christuskirche Detmold sowie des Bläserensembles LippeBrass unter Leitung von Volker Jänig, Burkhard Geweke und Christian Kornmaul.
Beim anschließenden Empfang waren Gäste aus Politik, Kirche und Gesellschaft, darunter Theologischer Vizepräsident Ulf Schlüter (Ev. Kirche von Westfalen) und Landrat Dr. Axel Lehmann, der das Engagement Treselers im Austausch mit anderen lippischen Institutionen würdigte.
Beim Empfang wurden die neuen Synodalen begrüßt und die ehemaligen verabschiedet. „Es ist für eine Kirche, die von einer presbyterial-synodalen Leitung getragen wird, von besonderer Bedeutung, dass es Menschen gibt, die dazu bereit sind, sich mit ihren Gaben und Fähigkeiten und auch mit ihrer Zeit in die Landessynode einzubringen“, betonte Landessuperintendent Dietmar Arends: „Wir leben davon, dass Menschen ihre Kompetenzen, die sie an den verschiedensten Stellen in ihrem sonstigen Alltag, im Beruf, im ehrenamtlichen Engagement erworben haben, in die Leitung unserer Kirche einbringen.“