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75 Jahre Hessen und Nassau
EKHN: Landeskirche feiert Jubiläum
Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) feiert in diesem Herbst ihren 75. Gründungstag. In den Nachkriegswirren trafen sich am 30. September 1947 Delegierte aus den Regionen Hessen, Nassau und Frankfurt zu einem „Landeskirchentag“ in Friedberg. Es entstand die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Ihre Besonderheit: Nach den ernüchternden Erfahrungen unter der Nazi-Herrschaft sollte kein Bischof mehr alleine die Leitung übernehmen. Stattdessen sollte ein Kirchenpräsident gemeinsam mit anderen im Geiste eines „kollektiven Bischofsamts“ Entscheidungen treffen. Erster Kirchenpräsident wurde der NS-Widerstandskämpfer, U-Boot-Kommandeur und spätere Pazifist Martin Niemöller.
Darauf, dass es bei einem Jubiläum nicht nur um eine Rückschau gehen kann, macht Hessen-Nassaus amtierender Kirchenpräsident Volker Jung aufmerksam. Seiner Ansicht nach hat das besondere „Miteinander und auch das Ringen verschiedener Positionen“ den Weg der EKHN seit 1947 geprägt. Außenstehende beschrieben Hessen-Nassau dann auch schon gerne einmal als „ein wenig chaotisch“, meint Jung. Diejenigen aber, die mit der EKHN gut vertraut seien, schätzen ihre „Liberalität und Dialogoffenheit“. Das habe sich beispielsweise in ihrer weltweiten ökumenischen Orientierung, in ihrem Eintreten für den jüdisch-christlichen und interreligiösen Dialog sowie in ihrem gesellschaftspolitischen Engagement etwa für gleichgeschlechtliche Menschen gezeigt.
Und heute? Gesellschaftliche Trends wie die Abnahme der Mitglieder sind nach Worten Jungs „nicht so leicht veränderbar“. Er sehe dennoch hoffnungsvoll in die Zukunft. Jung: „Wir müssen manches anders machen und organisieren, aber wir werden weiter viel gestalten können.“ Denn: „Die EKHN hat in den vergangenen 75 Jahren aus der Kraft des Evangeliums gelebt. Und sie wird dies weiter tun.“
Festprogramm in Friedberg
Am 1. Oktober 2022 feiert nun die EKHN am Gründungsort Friedberg ihre 75. Geburtstag Der Jubiläumstag startet um 11 Uhr mit einem großen Gottesdienst in der Friedberger Stadtkirche. Hessen-Nassaus Kirchenpräsident Volker Jung wird unter anderem die Feier gestalten. Für Musik sorgen Friedbergs Kantor Ulrich Seeger, der evangelische Liedermacher Eugen Eckert und viele weitere Beteiligte aus der Region. Erwartet werden Gäste als Politik und Gesellschaft sowie aus der weltweiten Ökumene.
Der Jubiläumsgottesdienst aus der Stadtkirche wird auch live im Internet gestreamt auf der Internetseite der hessen-nassauischen Kirche: www.ekhn.de. Er wird zudem in die benachbarte Stadthalle in Friedberg übertragen. Eine vorherige Anmeldung für den Festgottesdienst in der Stadtkirche selbst wird wegen der begrenzen Platzmöglichkeiten dringend empfohlen unter: www.ekhn.de/Anmeldung
Danach beginnt in der Friedberger Stadthalle ab 14 Uhr ein Festnachmittag, bei dem sich die Kirchenregionen präsentieren. Ein buntes Bühnenprogramm zeigt die vielen Facetten der evangelischen Kirche zwischen Biedenkopf und Neckarsteinach. Das Motto des Nachmittags: „Erzähl mir mehr!“. Bis zu 1000 Gäste aus dem ganzen Kirchengebiet werden dazu in Friedberg erwartet. Der Eintritt ist frei. Auch hier wird eine Anmeldung dringend empfohlen.
Den Tag in Friedberg schließt ein Erzähl-Konzert des christlichen Liedermachers Siegfried Fietz über den ersten hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Martin Niemöller ab. Motto des musikalischen Portraits: „Welch ein Leben!“ Am Original-Gründungsort der EKHN, der Friedberger Burgkirche, tritt er am 1. Oktober um 19 Uhr auf. Besucherinnen und Besucher können sich dort in einer Ausstellung auch über die bewegte Geschichte Hessen-Nassaus informieren. Auch hier ist der Eintritt frei.
Gleichzeitig beteiligen sich Gemeinden in der gesamten EKHN in diesen Wochen mit vielfältigen Aktionen am Jubiläum wie Erzählcafés. Zudem sind in jeder Propstei Wanderausstellungen zur Geschichte der EKHN ausleibar. Ab Mitte September erscheinen zudem kurze Videoclips in den Sozialen Medien unter dem Motto „Das ist evangelische Kirche“. Die Spots zeigen die Praxisarbeit der evangelischen Kirche etwa im Jugendbereich, der Musik, in Krankenhäusern oder dem Einsatz für den Klimaschutz. Aktuell informiert die Sonderseite www.ekhn.de/75Jahre und die Social-Media Redaktion unter dem Hashtag #ekhn75 ausführlich über das Jubiläum.
Denn es lohnt sich, auf die siebeneinhalb Jahrzehnte evangelische Kirche zu schauen. So war die EKHN beispielsweise immer eine Impulsgeberin, wenn es darum ging, auf Herausforderungen der Zeit zu reagieren. Als erste Kirche in Deutschland nannte sie beispielsweise 1972 einen „Dritte-Welt-Laden“ ihr Eigen, forderte 1986 als erste christliche Glaubensgemeinschaft eine offene Debatte über das Thema Homosexualität ein und eröffnete 2004 die erste Ehrenamtsakademie in Deutschland.
Quelle: EKHN