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Premiere für historische Kinoorgel
Lippe: 15. Orgelsommer endet mit Konzert in Lemgo
Friedrich Brakemeier, auf dessen Initiative der Orgelsommer in Kooperation vom Lippischen Heimatbund und der Lippischen Landeskirche 2006 gegründet wurde, begrüßte rund 200 Gäste. Der Zuspruch zum Orgelsommer sei ungebrochen. Insgesamt zählten die sieben Stationen des Lippischen Orgelsommers in diesem Jahr rund 1.600 Besucher. Ein besonderer Dank gebührt den veranstaltenden Gemeinden und Heimatvereinen vor Ort sowie den Musikerinnen und Musikern, die mit abwechslungsreichen Programmen zum großen Erfolg maßgeblich beitrugen.
Die Kirche in Lemgo besitzt seit Mai 2023 eine „neue“ Orgel. Die Wurlitzer-Kinoorgel wurde 1924 in New York erbaut und im Kino genutzt. 1946 gelangte das Instrument in Privatbesitz eines Arztes in Los Angeles. 1997 erwarb Orgelbauer Friedrich Fleiter (Münster) das Instrument und stellte es in seiner Werkstatt auf. Danach wurde es generalüberholt und in der Heilig-Geist-Kirche wiederaufgebaut.
Die Kulturinitiative „Frauen für Lemgo“ hat in einer Orgelpfeifenpatenschaft die Finanzierung zweier Register übernommen, wofür ihnen Gregor Schwarz dankte. Das „Glockenspiel“ mit 30 Tönen und das „Salicional 8“ mit 73 Pfeifen kamen daher im Flötenuhrstück C-Dur von Beethoven, mit dem Gregor Schwarz das Konzert eröffnete, besonders zur Geltung. Das Präludium G-Dur von Mendelssohn Bartholdy füllte den Kirchraum mit feierlichen Klängen. Ein Carillon (französisches Turmglockenspiel) von Aloÿs Claussmann (1850-1926) zeigte die Qualität der großen Röhrenglocken, während „Les Clochettes“ von Louis Maes (1850-1906) der Orgel zarte Töne entlockte.
Das Stück „Golden Bells“ des Engländers Frank Adlam (1858-1929) ließ die Glocken im schnellen Fluidum erklingen und der „Marche du Sonneur“ (Marsch des Glöckners) von Jacques-Louis Battmann (1818-1886) zog wie auf einer Jahrmarktsorgel alle Glockenregister. Die „Suite Gothique“ von 1895 des Franzosen Léon Boëllmann (1862 1897) bewies, dass die Kinoorgel auch die differenzierte Klangsprache französischer Orgelmusik der Romantik beherrscht. Nach der gravitätischen Einleitung Maestoso folgte das Menuett Gothique in tänzerischer Leichtigkeit.
Schwebende Klänge mit zarten Streichern prägten das musikalische Mariengebet „Prière à Notre-Dame“ und die Toccata entfaltete große Dramatik. Die herausragende Qualität der Kinoorgel für die Begleitung von Stummfilmen zeigte Gregor Schwarz mit seiner Improvisation zum Scherenschnittfilm „Der Froschkönig“ von Lotte Reiniger aus dem Jahr 1954. Das Publikum dankte für das beeindruckende Konzert mit viel Applaus und konnte anschließend das Innenleben der Kinoorgel und ihre Spezialeffekte wie Sirenen, Autohupen und Vogelgezwitscher erforschen.
Quelle: Lippe