'Die Tür steht offen'

Stimmen zur neuen Jahreslosung

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Das Jahr 2022 steht unter der Losung: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“ (Johannes 6,37).

„Die Tür steht offen. Es gibt keine Einlasskontrolle. Kein Impfnachweis. Kein Test. Keine beschränkte Zahl an Plätzen. Niemand wird abgewiesen. Und hinter der Tür? Da ist Leben.“ Damit begann EKHN-Kirchenpräsident Volker Jung seine Botschaft zum neuen Jahr und geht darin nicht nur auf die anhaltende Pandemie, sondern auch auf die Jahreslosung 2022 ein.

Dieses biblische Leitwort, das jeweils für ein Jahr ausgewählt wird, lautet für das neue Jahr: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“ (Johannes 6,37) Jung erkennt darin eine tröstende Kraft und lädt dazu ein, sich Gott anzuvertrauen. Gerade in der Corona-Zeit gebe es „viel Sehnsucht nach unbeschwertem Leben“. Jung: „Sich endlich wieder die Hand reichen, in die Arme nehmen. Nicht ständig auf Abstand achten. Ohne Masken. Frei bewegen, singen, tanzen. Das Leben kann so schön sein.“ Aber nach wie vor sei „alles sehr anstrengend“. Eine neue Infektionswelle und neue Virusvarianten brächten neue Einschränkungen. Die Corona-Zeit mache schmerzlich bewusst: „Es tut weh, irgendwie vom Leben ausgeschlossen zu sein“.

Auch Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, machte auf die weiter angespannte Infektionslage aufmerksam. „Das Jahr 2022 startet schon mit Macken, bevor es überhaupt begonnen hat“, schrieb Latzel in einem theologischen Impuls zum Jahreswechsel. Das dritte Jahr Corona. Die vierte Welle. Mit Omikron noch einmal eine verschärfte Ansteckungsgefahr. „Ganz zu schweigen von den anderen gesellschaftlichen wie privaten Problemen, die mit der Pandemie ja nicht einfach verschwunden sind“, so Präses Latzel weiter. Gegen dieses düstere Szenario setzt er die Hoffnung als zentralen Schlüssel, um kollektive Stresszeiten bestehen zu können.

Gründe, die gegen die Hoffnung sprächen, gebe es immer mehr als genug. Es gehöre sogar zum Wesen der Hoffnung, dem unmittelbaren Augenschein zu widersprechen. „Zu hoffen hat daher viel mit einer anderen inneren Ausrichtung zu tun. Eine Konzentration auf eine Verheißung, eine Zusage, der ich unbedingt vertrauen kann“, so Latzel. Dafür könnten Segenssätze wie der erste Vers aus dem biblischen Psalm 27 einen Anker bieten: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft, vor wem sollte mir grauen?“

Gott schenke Hoffnung und mache frei, leitet der württembergische Landesbischof Frank Otfried July aus den Bibelworten zum Jahreswechsel ab und stellt gleichzeitig fest: „In den Herausforderungen unserer Tage fühlen sich viele Menschen in unserer Gesellschaft perspektivlos, hoffnungslos oder gar voller Ängste. Manche Aggressionen lassen sich nur daher erklären.“ Ebenso „Vorwürfe, Wut, verschwundenes Vertrauen, Gefangensein in einer engen Verflechtung von Vorstellungen…“ meint July.

„Die Fragen der Klimapolitik, der Pandemiebewältigung, des gerechten Umgangs mit Migration, der Suche nach Gerechtigkeit und Frieden sind gewaltig und erfordern sehr viel Anstrengung, Genauigkeit und Konzentration. Sie können zu Angstmauern werden mit all den Folgen im gesellschaftlichen Zusammenleben.“ Worte der Bibel, wie das Gebet „Meine Zeit steht in deinen Händen“ (aus Psalm 31,16a) machen frei, mit diesen Themen angemessen umzugehen und Angstmauern einzureißen.


Quellen: EKiR/EKHN/ELK-Wü