Gottesdienst als Flash Mob?

120 Pfarrerinnen und Pfarrer diskutierten über neue Wege der Verkündigung

(VEM/8.3.2012) Der Gottesdienst als Flash-Mob? Warum eigentlich nicht? Auf Einladung von Pröpstin Annegret Puttkammer sprach VEM-Vorstandsmitglied Claudia Währisch-Oblau vor rund 120 Pfarrerinnen und Pfarrer aus der Propstei Nord-Nassau über die medialen Veränderungen, die mit „Facebook & Co“ eine ganze Generation bereits erreicht hätten. Sie bot Ansätze zur Diskussion, wie Kirche der neuen „globalen Kultur“ begegnen kann. Ein Bericht von Holger Jörn Becker-von Wolff

Rasante Veränderungen

Unsere Gesellschaft verändere sich rasant,so Claudia Währisch-Oblau: Soziale Netzwerke wie Facebook, die mobile Kommunikation via Internet und neue Medien prägten bereits eine ganze Generation, die sich ein Leben ohne Internet gar nicht mehr vorstellen kann. Verbunden sei man nicht mehr mit denen, die in der Nähe leben, sondern mit allen, die bestimmte Interessen und Vorlieben teilen – egal ob in Herborn oder Yokohama. Für junge Christen seien die neuen Medien sehr präsent, ältere Gemeindeglieder hingegen seien eher skeptisch. Es bleibe die missionarische Kernfrage: Wie können Gemeinden die nachkommende Generation mit dem Evangelium erreichen?

"Potenzial zur globalen Marke"

„Kirche hätte das Potential einer globalen Marke“, sagte die Pfarrerin der rheinischen Kirche, „denn Kirchtürme und Kreuze stehen überall in der Welt“. Doch stünden die Kirchen neuen Entwicklungen eher skeptisch entgegen. In Deutschland beobachtet die Theologin noch ein weiteres Phänomen: Viele Pfarrer setzten bei Evangelisation und Gemeindeaufbau zu sehr auf Strategien als auf „evolutionäre Überlegungen“. „Wir alle haben ein Ideal von Kirche im Kopf und suchen nach Strategien, wie sich Wege finden, diese Ziele zu erreichen“, sagte Claudia  Währisch-Oblau . Viel wichtiger wäre aber ein anderes – das „evolutionäre“ – Grundmuster: „Wir sollten lieber von der real sichtbaren Kirche  ausgehen und fragen, wo ist Gottes Geist am Werk?“

Zu wenig Freiräume für Kreativität

Nach ihrer Beobachtung gebe es zu wenig Freiräume für kreatives Ausprobieren in den Kirchengemeinden. Etwas zu zulassen, könne zu organisatorischer und methodischer Vielfalt sowie zur Bereicherung vieler Gemeinden führen. Zudem, da ist sich die Pfarrerin sicher, ließen sich auch neue Menschen finden, die bereits neue Wege gehen.

Evangelium und Populärkultur

In der Vereinten Evangelischen Mission VEM gibt es seit fast zwei Jahren eine interkontinentale Arbeitsgruppe, die unter dem Stichwort „Gospel and Popular Culture“ darüber nachdenkt, wie Mission in einer „globalen Kultur“ aussehen kann. Dabei hat sich herausgestellt, dass die Erfahrungen in Europa, Asien und Afrika oft ganz ähnlich sind: Es gäbe zwar keine Rezepte, aber eine Beobachtung. Wenn sich Menschen finden, die etwas mit Begeisterung auch aus ihrem Glauben heraus tun und sich angstfrei auf den jeweiligen Kontext einlassen, entstehen neue missionarische Prozesse in den Gemeinden und Kirchen.

Kapelle auf Schalke missionarische Chance

Mehrere Beispiele nannte Claudia Währisch-Oblau: Sie berichtete von der Kapelle auf Schalke: „In Deutschland kam die Idee nicht von den christlichen Kirchen, sie haben sich damals mit dieser Idee erstmals auseinandersetzen müssen. Der Vorstand des Vereins habe es sich gewünscht, dass Kirche mit dabei sein sollte“. Heute wird die Kapelle im Fußballstadion als missionarische Chance gesehen. Sie berichtete von jungen Christen in Tansania, die ihre Musik auf CDs brennen und diese vor der Kirche verkaufen. So trügen sie ihre christliche Kultur über das Medium CD in die Welt. Und sie berichtete von Pfarrer Will Mastai, der vor vier Jahren begonnen habe, in seiner Gemeinde besondere Heilungsgottesdienste anzubieten. Er habe beobachtet, das sich viele Landsleute vor Dämonen und Hexen fürchten und sich nach Befreiung sehnen. Er habe daraufhin diese Gottesdienste angeboten und erntet großen Zulauf. Dabei habe er nichts anderes getan, als sich von den Bedürfnissen der Menschen leiten zu lassen und aus dem Glauben daran anzuknüpfen.

Quelle: www.vemission.org


Pressemeldung der VEM, 8. März 2012