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'Israel-Palästina - Leitgedanken und Thesen'
Fünf Landeskirchen entwickeln Leitgedanken für einen konstruktiven Diskurs
Der Text nimmt das komplexe Verhältnis von Israel und Palästina aus evangelischer Sicht in den Blick. Mit seiner differenzierten Sichtweise will es zu einer konstruktiven Auseinandersetzung mit dem Thema beitragen. „Versöhnung wird nur möglich sein über ein gegenseitiges Anteilnehmen und -geben an den je eigenen Perspektiven und den je anderen Narrativen“, so ein Leitgedanke des Papiers. Anlass für die Veröffentlichung bilden einerseits die in Deutschland geführten Debatten über den wachsenden Antisemitismus und die Lage in Israel-Palästina, andererseits die kontroversen Auseinandersetzungen innerhalb der weltweiten Kirchengemeinschaft über den Umgang mit der Israel-Palästina-Thematik.
„Die Stärke der ‚Leitgedanken‘ liegt in ihrer differenzierten Betrachtung, die alle Beteiligten im Blick behält“, so Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche in Westfalen und Vorsitzende des Rates der EKD. Einfache Lösungen gebe es in diesem äußerst komplexen Konflikt im Spannungsfeld der Beziehungen zum Judentum und zu den Christen im Nahen Osten nicht. „Wer vor Ort mit israelischen Juden einerseits und mit christlichen Palästinensern andererseits spricht, merkt schnell: Eine einseitige Parteinahme ist schwer möglich.“
„Was wir als Kirchen zu einem friedlichen Umgang mit Konflikten zu sagen haben, muss sich an der Auseinandersetzung zwischen Israel und Palästina bewähren“, stellt Jochen Cornelius-Bundschuh, Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Baden, fest. „Dazu will dieses Papier beitragen, indem es die unterschiedlichen Perspektiven ernst nimmt und dazu ermutigt, Ambivalenzen auszuhalten, aber auch Schritte in Richtung auf eine gemeinsame Sicherheit, auf eine Stärkung der Menschenrechte und hin zum Frieden zu wagen.“
„Wir hoffen, mit diesem Text eine Grundlage und einen Impuls für eine innerkirchliche Verständigung über die Israel-Palästina-Thematik geschaffen zu haben“, sagt Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Denn auch auf der Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe im Herbst 2022 ist eine Beschäftigung mit dem Thema zu erwarten: „Wir brauchen diese Verständigung, um bei der Vollversammlung in das Gespräch mit dem ÖRK und seinen Mitgliedskirchen zu treten.“
Die Leitgedanken zu Israel-Palästina seien in einem langen Diskussionsprozess in den beteiligten Kirchen entstanden, erklärt Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Auch Rückmeldungen zu einem ersten Entwurf aus jüdisch-israelischer, palästinensischer, ökumenischer und friedensethischer Perspektive seien darin aufgenommen worden. „Das Papier ist getragen von der Verbundenheit mit dem Judentum und mit unseren christlichen Geschwistern in Palästina. Ich wünsche mir, dass es als eine protestantische Stimme aus Deutschland in der Ökumene Resonanz findet. Deshalb ist es schön, dass der Text jetzt auch in einer englischen Übersetzung vorliegt.“
Gerade auch vor dem Hintergrund der jahrhundertelangen gemeinsamen Geschichte mit dem jüdischen Volk, sehe die christliche Kirche die Notwendigkeit und Verpflichtung, die aktuelle Situation im Nahen Osten ausgewogen, differenziert und empathisch zu betrachten, so Dorothee Wüst, Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz: „Wir nehmen unsere Verantwortung für den innerreligiösen Frieden ernst, der vor der Haustür beginnt.“ So solle das Papier auch der Meinungsbildung und Verständigung in den interreligiösen Foren, die es an vielen Orten innerhalb der Landeskirchen gibt, dienen: „In einer Situation, in der Konsens schon so lange Sehnsucht und Dissens bittere Realität ist, sollen unsere Thesen ein Baustein zu konstruktiver Auseinandersetzung sein.“
Quelle: EKiBa/EKvW