'Krieg ist kein Kinderspiel'

Bremen: Friedensbeauftragte kritisieren Rekrutierung von Minderjährigen


© UNICEF

Am Sonntag, den 12. Februar ist Red Hand Day, der Welttag gegen den Einsatz von Kindersoldaten. Die Friedensbeauftragten der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK), die Pastoren Jasper von Legat und Andreas Hamburg wenden sich aus diesem Anlass gegen jede Form des Kriegs- oder Wehrdienstes von Kindern und Jugendlichen.

„Wir wollen am Red Hand Day in der Stadtöffentlichkeit darauf aufmerksam machen, dass in vielen Ländern der Erde Kinder für den Kriegsdienst ausgebeutet werden“, so Jasper von Legat, „aber auch vor unserer Haustür wirbt die Bundeswehr Jugendliche für eine Ausbildung an.“

Die Rekrutierungspraxis der Bundeswehr sei erschreckend, so von Legat weiter. „Die Bundeswehr hat im vergangenen Jahr 1.773 minderjährige Soldatinnen und Soldaten eingestellt, ein starker Anstieg um 43 Prozent gegenüber 2021 (1.239). Darunter waren 327 Mädchen im Alter von 17 Jahren. Fast zehn Prozent der 2022 neu rekrutierten Soldatinnen und Soldaten war minderjährig.“ Dies gehe laut einer Mitteilung der Deutschen Friedensgesellschaft aus der Antwort des Verteidigungsministeriums auf eine Anfrage des Abgeordneten Ali Al-Dailami (DIE LINKE) hervor.

Andreas Hamburg kritisiert, dass die Empfehlungen der Vereinten Nationen und der Kinderkommission des Bundestages, keine minderjährigen Menschen zu rekrutieren, in Deutschland immer noch nicht umgesetzt werden. „Oft wird Minderjährigen der Beruf des Soldaten als Abenteuerurlaub geschildert. Spätestens seit dem russischen Angriff auf die Ukraine, der den Krieg wieder nach Europa gebracht hat, wissen wir: Krieg ist kein Kinderspiel.“

Für den Dienst an der Waffe, davon sind die beiden Friedensbeauftragten überzeugt, seien Jugendliche nicht reif genug. Sie ließen sich durch verlockende Karriere-Chancen, guten Verdienst und Führungsverantwortung ansprechen, ohne die Konsequenzen von Auslandseinsätzen, das Töten oder die Gefahr für das eigene Leben und die seelische Gesundheit einschätzen zu können.

„Wir fordern, dass die Bundesrepublik keine Minderjährigen Menschen rekrutiert und die Bundesregierung die Friedenserziehung besser fördert. Dazu gehört auch, dass an keiner öffentlichen oder privaten Bildungseinrichtung für Kinder und Jugendliche für den Dienst in der Bundeswehr geworben werden darf“, so Jasper von Legat. Er vermute aber, dass die Bundeswehr "nach" Covid wieder verstärkt in die Schulen kommen werde, um dort neue Rekruten anzuwerben.

Laut Terre des hommes gibt es weltweit etwa 250.000 Kindersoldaten. Kinder und Jugendliche werden in mindestens 16 Länder rekrutiert, u.a. in Syrien, Kolumbien, Myanmar, Indien und einigen afrikanischen Staaten. Meist sind es Guerillagruppen wie Boko Haram oder der sogenannte Islamische Staat, die Minderjährige rekrutieren, bewaffnen oder sogar zwingen, sich als Selbstmordattentäter in die Luft zu sprengen.

Auf einer Konferenz des Uno-Kinderhilfswerks Unicef in Paris unterzeichneten 58 Staaten im Jahr 2007 die „Pariser Prinzipien“, denen zufolge sind Kindersoldaten »... alle Personen unter 18 Jahren, die von Streitkräften oder bewaffneten Gruppen rekrutiert oder benutzt werden (…), darunter Kinder, die als Kämpfer, Köche, Träger, Nachrichtenübermittler, Spione oder zu sexuellen Zwecken benutzt wurden.«


Isabel Metzger