'Nachts waren die Straßen stockdunkel'

Kurhessen-Waldeck: Bischöfin besucht Middle East Council of Churches im Libanon


© EKKW

Das Land ist gebeutelt von einer schweren Wirtschaftskrise: Bei ihrem Libanon-Besuch bekam EKKW-Bischöfin Beate Hofmann die Energiekrise am eigenen Leib zu spüren.

Von der aktuellen Lage im Libanon machte sich die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), Dr. Beate Hofmann, vor Ort ein Bild. Gemeinsam mit Ökumene-Dezernentin Claudia Brinkmann-Weiß sowie dem Hanauer Dekan Dr. Martin Lückhoff war sie in der vergangenen Woche in den Libanon gereist. Die Delegation besuchte Christinnen und Christen der rum-orthodoxen Kirche, zu der sie seit vielen Jahren freundschaftliche Beziehungen pflegt. Außerdem übergab sie über den Middle East Council of Churches (Kirchenrat des Mittleren Ostens) 10.000 Euro Spendengeld für die Erdbebenopfer im benachbarten Syrien.

Im Mittelpunkt standen Gespräche mit Verantwortlichen in Kirche und Zivilgesellschaft. So informierte der Metropolit von Beirut, Bischof Elias Audeh, die Gäste aus Deutschland über die Herausforderungen, die sich durch die Explosion im Hafen von Beirut (2020), den massiven Verfall der heimischen Währung und die zunehmende Migration ergäben. Zum Hintergrund: Der Libanon hat nach Angaben des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl (rund 4,4 Millionen) so viele Geflüchtete aufgenommen wie kein anderer Staat auf der Welt. Geschätzte 1,5 Millionen Menschen aus Syrien haben dort Schutz vor dem Bürgerkrieg in ihrem Land gesucht.

Auch die Perspektive für junge Menschen war Thema der Gespräche: Die Metropolie Beirut verstärke vor allem die schulische und universitäre Bildungsarbeit, um Kinder und Jugendliche nachhaltig zu fördern, erläuterte Bischof Audeh. Über die sich ständig ändernden politischen Rahmenbedingungen berichtete Marwan Abboud, Gouverneur von Beirut. Die Verknappung und Verteuerung der Energie stelle die ganze Stadt vor enorme Herausforderungen. «Das war auch immer wieder direkt zu spüren, wenn der Strom ausfiel und – sofern vorhanden – Generatoren ansprangen. Nachts waren die Straßen stockdunkel», schildert die Bischöfin ihre Eindrücke.

Die EKKW-Delegation führte zudem Gespräche mit dem deutschen Botschafter, mit Vertretern kirchlicher Institutionen wie dem MECC (Middle East Council of Churches), der NEST (Near Eastern School of Theology) und der National Evangelical Church in Beirut sowie mit engagierten Laien. «Wir erfuhren immer wieder, wie komplex die politischen, wirtschaftlichen und religionspolitischen Herausforderungen sind, aber auch wie engagiert Menschen nach Wegen aus der Krise und nach einem friedvollen Miteinander suchen», berichtet Bischöfin Hofmann.

Die Gespräche vor Ort nutzte die Bischöfin, um persönlich Spendengeld aus Kurhessen-Waldeck zu überreichen. Samer Laham, MECC-Director of Emergency Response Services, zeigte sich darüber sehr dankbar. Er versprach, alsbald über die konkrete Verwendung des Geldes für die vom Erdbeben betroffenen Familien zu berichten.


Quelle: EKKW