'Wir sind der Wald!'

VEM: Internationales Leadership-Training in Indonesien


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Bis zum 17. August besuchten zwölf Kirchenleitende aus Asien, Afrika und Deutschland die GKE in Indonesien, um sich mit Pfarrer*innen der Dayak auszutauschen. Die neuntägige Fortbildungsreise fand im Rahmen des sogenannten „Leadership Training“ der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) statt.

„Wir leben nicht im Wald, wir sind der Wald!“ so fasst Pfarrer Dr. Kinurung Maleh das Verhältnis der Dayak zum Wald zusammen. Er ist Mitglied in der Kirchenleitug der GKE* und gehört selbst zu den Dayak, einer indigenen Gemeinschaft auf Kalimantan in Indonesien.

Angesichts des Klimawandels und seiner Folgen sei es jetzt an der Zeit, das vorhandene ökologische Wissen der indigenen Völker ernst zu nehmen und möglichst weitreichend anzuwenden, so seine Forderung. Pfarrer Dr. Keloso Ugak, Dozent an der theologischen Universität STT der GKE, beschreibt die Bedeutung des Waldes für ihn und die anderen Dayak so: „Der Wald ist für uns Supermarkt, Tempel, Schule und Bank zugleich.“

„Unser Leadership Training 2023 beschäftigt sich mit dem wichtigen Thema ‚indigene Völker und Klima in Gefahr‘. Die Kirchenleitenden der VEM erfahren dieses Treffen als einen sicheren und offenen Raum, um die Fragen der ökologischen Krise aus ihren interkulturellen Perspektiven heraus zu diskutieren und zu reflektieren. ‚Wir sind der Wald!‘ ist eine kulturelle Weisheit aus Kalimantan, die uns als Kirche lehrt, wie wir mit der Schöpfung nachhaltig umgehen müssen, um unseren Kindern eine lebensfreundliche Welt zu hinterlassen,“ so Pfarrer Dr. Andar Parlindungan. Als Vorstandsmitglied der VEM und Leiter der Abteilung Training & Empowerment verantwortet er die Fortbildungsreise.

Ir. Nyelong Inga Simon, Vorsitzende der Vereinigung der Dayak-Frauen in Indonesien, machte deutlich, dass die zunehmenden Waldrodungen das Ende ihrer traditionellen Zeremonien und damit ihrer Existenz einläuteten. Für die Dayak wie für alle anderen indigenen Gruppen sei es zudem schwierig, ihre Rechte an den Wäldern durchzusetzen, da die Eigentumsrechte oftmals „nur“ mündlich überliefert und nicht schriftlich dokumentiert seien. Die Dayak ergreifen inzwischen rechtliche und politische Maßnahmen gegen diese Ungerechtigkeit. Auch Bildung gehört zu ihren Strategien.

Die Leiterin der GKE, Pfarrerin Simpon F. Lion, erläuterte, dass es christliche Missionare aus Deutschland und muslimische Missionare waren, die die Sklaverei und Kopfjagd in Kalimantan abschafften. Die deutschen Missionare legten außerdem den Grundstein für die heutigen Arbeitsfelder Bildung, Landwirtschaft und Gesundheitsfürsorge der Kirche. „Zugleich haben wir viele unserer Traditionen und Bräuche als christliche Dayak beibehalten und darauf sind wir stolz,“ so Kinurung Maleh. Eine weitere Besonderheit der Kultur der Dayak ist die spirituelle Rolle der Frau. Sie ist es, die für die Familie betet und wesentliche religiöse Funktionen übernimmt. Dies spiegelt sich auch in der Geschlechtergerechtigkeit innerhalb der Kirche wider. Die GKE ordiniert bereits seit 1962 Frauen für den Pfarrdienst. Bis heute gilt die Kirche mit einer Theologin an ihrer Spitze und einer überwiegend weiblichen Leitung als Ausnahmeerscheinung in Asien und darüber hinaus.


Quelle: VEM